Juni 17, 2010

Abroad

18 Monate Banff... Sie vergingen wie im Fluge. Andries, gebuertiger Hollaender und Room Divisions Manager des Hotels, fuer das ich all die Monate gearbeitet habe, sagte mir bei unserem ersten Gespraech, dass die Gefahr bestehe, nach dem Auslaufen des Vertrags den Wunsch zu haben, verlaengern und evtl. fuer immer bleiben zu wollen. Bei ihm und mehreren anderen ist genau das passiert. Sie kamen fuer mindestens eine Saison an diesen malerischen Ort am Westhang der kanadischen Rockies und leben dort u.a. schon seit mehreren Jahrzehnten.
Selbst, wenn ich mich oefters gerne mal aufgeregt habe, verstehe ich schon, warum. Banff hat schon was Magisches, Anziehendes, was auch am Zusammenhalt der kleinen Community liegt. Trotz der vielen Touristen, die tagtaeglich an- und abreisen, strahlt Banff eine gewisse Ruhe aus, was auch daran liegen mag, dass der Ort monatelang von der Kaelte regiert wird und diese jegliches Leben lahmlegt.

Die meisten derer, die Banff verlassen, waren zur Skisaison hier, haben gefeiert, gearbeitet, um sich das (teure) Leben hier finanzieren zu koennen und gehen mit dem Schmelzen des Schnees woanders hin. Das weisse Pulver war jedoch nie mein persoenlicher Grund zur Verlaengerung meines Daseins in dem kleinen Resortort. Es waren die zwei Personen mit ihren so voellig verschiedenen Charaktern, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind.

Mein erster Vertrag ist im Oktober letzten Jahres abgelaufen, aber nach kurzer Ueberlegung und des Angebots zur Verlaengerung habe ich mich dann sponsorn lassen, d.h. dass das Hotel, also der Arbeitgeber mir das Arbeitsvisum besorgt und bezahlt und ich so die Moeglichkeit bekomme, ein weiteres Jahr in Kanada arbeiten zu duerfen. Nach den ersten Wochen wurde mir sogar angeboten, die Aufenthaltsgenehmigung zu besorgen. Mein eigentlicher Plan war es ja auch, mindestens das eine weitere Jahr hier zu bleiben, aber wie so oft kam es anders, als gedacht.

Mein langjaehriger Wunsch ist es ja, in der Filmbranche taetig zu sein. Nicht vor, sondern hinter der Kamera im Post-Production-Bereich. Auf der Hochzeit meiner Schwester letzten September zeigte ich ein von mir gedrehtes Video, das ich fuer sie geschnitten hatte. Kurz danach kam dann eine Freundin von ihr auf mich zu, die in der Filmbranche arbeitet und bestaerkte mich in meinem Vorhaben.
Selbiges tat meine Exfreundin, die sich im Bereich Photographie & Film sehr gut auskennt. Spaetestens da wusste ich, dass ich meinen Traum wirklich umsetzen muss!

Dies wuerde ich am liebsten in Vancouver oder Halifax, Nova Scotia machen auf der jeweiligen Universitaet, jedoch bekommt man nicht fuer jede Uni ein entsprechendes Studentenvisum, das es einem ermoeglicht, nebenbei arbeiten zu gehen und da meine Fam und ich voellig verarmt sind (*g), hat sich dieser Traum dann in Luft aufgeloest, denn CAD 20.000 - 30.000 sind schon recht happig.

So gehe ich also in ca. 2 Wochen zurueck nach Deutschland und werde meinen Traum in Koeln verwirklichen. Selbst wenn ich das schreibe, hoert es sich voellig absurd an, Kanada verlassen zu muessen.
Ich hatte schon ein maues Gefuehl im Magen, als ich am 16. Juni in den Airporter-Bus von Banff nach Calgary einstieg, um den Flieger nach Chicago zu erwischen. Banff ist aufgrund meiner Freunde ein Zuhause fuer mich geworden, keine Frage.
Nicht, dass ich das von Koeln nicht behaupten kann, aber es wird mir sehr schwer fallen, zurueckzugehen, denn es ist nunmal ein anderes Leben hier in Kanada, nicht unbedingt nur besser, das waere naiv und ignorant zu sagen, ganz klar, aber der Rythmus ist ein anderer.
Sicher, man gewoehnt sich an alles, so ich mich auch wieder an Koeln, aber ich will mich einfach nicht an irgendwas gewoehnen muessen.
Wir werden sehen...

Waehrend ich diese Zeilen schreibe, geniesse ich das warme Wetter in Cambridge, Wisconsin. Ist schon ein merkwuerdiges Gefuehl, nach Monaten der Kaelte im T-Shirt rausgehen zu koennen. Die hiesige Luftfeuchtigkeit ist immens und gibt es in Banff selbst bei 30 Grad nicht, stimmt mich aber schon gut auf Koeln ein...

Juni 06, 2009

Berührungsängste und jazzige Geschichten


Ich hatte vor ein paar Tagen ein (unfreiwilliges) Date mit einer ehemaligen Kollegin, aus dem mich mein lieber Tas befreien musste.

Aber von Anfang an:
Vor ein paar Wochen hatte eine Kollegin aus der Reservierung nach nur ca. zweimonatiger Beschaeftigung gekuendigt, und vor ein paar Tagen kam sie ein letztes Mal ins Hotel, um ihre Sachen zu holen etc. Ich fragte sie, als sie am Front Desk stand, warum sie so aus dem Blauen heraus gekuendigt hat, jedoch konnte (oder wollte) sie mir zu diesem Zeitpunkt keine Antwort geben und meinte indes, dass man das ja bei einem Bierchen besprechen koenne.

Ich mir (unschuldig und evtl. auch naiv, wie ich nunmal bin) nichts dabei gedacht und so, nachdem sie letztens eine sms bzgl. eines Treffens am selbigen Tag schrieb, antwortete ich ihr sodann, dass wir es ja am Dienstag machen koennten, denn da haette ich, nach dem Nachtdienst, frei.

Als ich so gegen 15:00 Uhr von irgendwelchen plaerrenden Voegeln aus dem Schlaf gerissen wurde, schrieb ich ihr und kurz darauf haben wir uns dann im St. James Gate, einem irischen Pub, getroffen. Vorsichtshalber (ganz so naiv bin ich dann doch nicht) hatte ich vorher aber schon Tas angerufen, um ihn zu bitten, mich so gegen 21:00 Uhr mal anzuklingeln (er hat an dem Tag seine Eltern aus Calgary abgeholt), damit ich, im Falle einer auftretenden Panikattacke, sagen koennte, dass Tas mich seinen Eltern vorstellen moechte. Ganz so schwul, wie sich das lesen mag, sind wir aber dann doch nicht. Der Bengel ist aber leider nicht rangegangen...

Nun ja, im Pub haben wir dann ein paar Bier (zuviel) getrunken, was gerade mir schnell in den Kopf stieg, denn fuer mich war es ja sozusagen erst Morgen und das Bier kam einem extravagaganten Fruehshoppen gleich.
Heidi, so ihr typisch canadischer Name, kann aber trinken wie ein Pferd und dementsprechend hat sich das Ganze dann quaelend lang hingezogen. Ich merkte aber schnell, dass das Treffen fuer sie eine andere Bedeutung als fuer mich hat und gegen 19:30 Uhr kam dann der Schock, als sie ihre Lippen zu den Worten formte:"So, what are we gonna do next?"

Da es fuer das Lemon-Law-Gesetz schon reichlich zu spaet war und ich auch nicht so einfach "nothing with you" sagen konnte, durfte ich dann noch mit ihr auf ein Arts-Festival im lokalen Banff Center gehen. Vorher erzaehlte ich ihr dann aber noch schnell die Geschichte von Tas' Eltern und habe ihn daraufhin auch gleich angerufen. Anfangs war er etwas verwirrt, hat aber dann schnell geschaltet und gemerkt, dass er einen Freund in Not retten muss. Maenner verstehen sich auch gerne mal ohne viel Worte.

In der Pause vom Programm (das wirklich kuhl war, spoken word in Begleitung von jazzlastiger Musik, die zum Trinken und zum Rauchen anregt, was beides aber nicht moeglich war) bekam ich dann die Frage an den Kopf geschmissen, ob ich nicht weitertrinken moechte und wir wieder in die "Stadt" gesehen sollen. Ich tat mir auf der Stelle leid und sogleich brach mir auch foermlich der Schweiss aus, meine Atmung hatte kleinere, schmerzhafte Aussetzer und mir blieb nichts anderes uebrig, als Tas anzurufen, dessen Plan es war, mich im Banff Center (wo wir zum Zeitpunkt ja noch waren) abzuholen. Natuerlich ging er wieder nicht ran, denn sein guter Vater musste dringends die Rocky Mountains traenken. Gluecklicherweise hat er aber zurueckgerufen und gesagt, dass es noch ein bisschen laenger dauern wird, was mich fast zum Nervenzusammenbruch und unkontrollierbarem Heulen getrieben haette.

Nach einem sehr anstrengenden Spaziergang durch den Wald und am Friedhof vorbei (wo ich schon meinen Namen auf einem Grab erkennen konnte), kamen wir im Staedtchen an und gingen als naechstes ins Elk & Oarsman, wo ich mir aus einem Cocktail aus Frust, Zwang und Angst heraus dann noch ein Bier in den Rachen schuetten musste. Als ich dann endlich mein Handy klingen hoerte (ein goettlicher Sound), war ich voller (Vor)Freude, dass dem schrecklichen Abend ein baldiges Ende bevorstehen wuerde. Doch dann passierte das Unvorhergesehene, das eigentlich nur in schlechten Horrorfilmen passiert: Mein Akku ging leer...

Ich dachte, dies waere alles ein schlechter Witz und habe mich noch nie so hilflos und ausgesetzt gefuehlt. Heidi bot mir aber freundlichweise dann ihr Telefon zur Rettung weiterer sinnlosen Gespraeche und Lobeshymnen auf meine Person an. Also schnell die Nummer des Hotels gewaehlt, nach Tas' Nummer gefragt und diesen angerufen. Er wiederum wusste nicht, ob er mich wirklich noch retten muss (wahrscheinlich wollte er sich aber nur in meiner Misere baden) oder ob ich schon vergewaltigt im Bett liege und nicht gestoert werden will. Versucht mal, jemandem klarzumachen, dass er tout de suite kommen und Dich retten soll, wenn das "Date" direkt gegenueber sitzt...

Ich habe mich aber noch NIE so gefreut, Tassilo zu sehen und er wusste auch (ohne direkte Absprache) genau, was er zu sagen hat. Draussen angekommen, in unendlicher Freiheit, hat sich Heidi fuer den wunderschoenen Tag bedankt und mich dann noch liebevoll umarmt. Zum Glueck kam es nicht zur denkbar unangenehmsten Abschiedssituation, wo man sich fragt:" Soll ich sie / ihn jetzt noch kuessen oder nicht..."

Ein Tag spaeter kam dann auch ein neuer txt von ihr mit den Worten:"Yesterday was fun! Maybe we can go 4 a walk & coffees this week. Something with less beer, I'm struggling today. lol "

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Februar 28, 2009

Von Brasilianern mit merkwuerdigem Sprachverhalten und sadistischen Krankenschwestern

Nachdem ich aus dem Hellhole, das ich bis vor kurzem noch mein zuhause nannte, ausgezogen bin, fuehle ich mich von Tag zu Tag immer wohler hier in Banff. Die Sauberkeit, die ich gerne haette, findet man in der neuen Wohnung zwar auch nicht so ganz vor, aber dafuer ist diese wunderschoen und mit einem grossen Balkon ausgestattet, der einem eine tolle Sicht auf die Berge und die Stadt beschert.

In meinen beiden Kollegen Katrin und Tassilo habe ich sehr gute Freunde gefunden, mit denen ich auch sehr viel Zeit verbringe, zuletzt vor allem mit zweiterem, der aus Brasilien stammt, aber lange Zeit in den US of A und als letztes fuenf Jahre in Zuerich gelebt und gearbeitet hat. Dass er deutsch spricht, ist ja nicht weiter verwunderlich, aber an seinen schweizer Akzent muss man sich erst mal gewoehnen, denn so oft habe ich bis jetzt noch keinen Brasilianer getroffen, der Deutsch mit einem schwizzer Akzent spricht. :-)
Seine Grosseltern kommen aber urspruenglich aus der Schweiz, das eruebrigt dann manch weitere Fragen dieser ungewoehnlichen linguistischen Konstellation.

Mit Tas war ich dann auch mehrmals in Calgary, da er sich dort ein Auto gekauft hat, wir dann einkaufen waren - was um ein Vielfaches preiswerter ist als in Banff - und ich mich wegen des anstehenden Kaufes eines Camcorders schlau gemacht habe. Urspruenglich hatte ich vor, die Camera zu finanzieren, was im Sony Store in Calgary mittels einer Mitgliedskarte generell moeglich ist, aber da ich erst vor ein paar Wochen meine canadische Visakarte beantragt habe - die immer noch nicht da ist -, bleibt mir diese Moeglichkeit der stueckweisen Zahlung verwehrt. Also spare ich jetzt fleissig, und letztendlich war es auch gut, dass ich die Camera nicht vom Fleck weg gekauft habe, denn jetzt wird mir die Moeglichkeit gegeben, das neuere Modell zum gleichen Preis zu bekommen. Wuhuu!!

Am Mittwoch musste ich ins sehr schoene Krankenhaus, das direkt neben unserem Hotel situiert ist, da mein Finger nach anfaenglichen Druckschmerzen, die ich auf einen unruhigen Schlaf zurueckgefuehrt habe, immer dicker und dicker wurde. Auf der Arbeit meinte der 'Rooms Division'-Manager Andries dann, dass ich lieber mal ins Krankenhaus gehen sollte, um das genauer untersuchen zu lassen. Ich also meinen Mantel angezogen, bei -25 Grad C und wuetendem Schneesturm die ca. 400m - die sich endlos hingezogen haben - auf mich genommen, um mich dann halb erfroren in der Notaufnahme anzumelden.
Laut Aussage des sehr netten Arztes handelte es sich um eine bakterielle Infektion - wo auch immer die herkam - und ihm blieb nichts anderes uebrig, als meinen geliebten Ringfinger aufzuschnibbeln. Die Schmerzen waren wirklich kaum noch auszuhalten, sobald der Finger mit irgendetwas in Beruehrung kam. Ein Messer im Ruecken waere weitaus angenehmer gewesen. Nach drei ca. zwei meterlangen Betaeubungsspritzen, die so tief in den Finger und die Hand gingen, dass ich das Gefuehl hatte, sie wuerden auf der anderen Seite des Tisches wieder rauskommen - tatsaechlich aeusserte sich ein Patient im Stoeckwerk unter uns ueber ein kontinuierliches Stechen im Kopf - hat sich auch langsam das taube Gefuehl im Finger eingeschlichen, das ich so abgrundtief hasse, da mein Koerper die ganze Zeit ungewollt gegen die Betaeubung kaempft. Der Eingriff an sich dauerte nur ein paar Sekunden und kurz danach kam dann die allergeilste Krankenschwester, die ich jemals gesehen habe, in Zeitlupe und mit im Wind wehenden Haaren in den Raum, um ihn auf brutalste Weise zu verbinden. Dummerweise war der erste Verband naemlich vieeel zu klein - so 'ne Art Fingerkondom aus Watte weiss ich was-, aber da sie im Glauben war, mein Finger waere noch taub und sie ihn ganz bestimmt in den Verband bekommen wuerde, hat sie mit aller Gewalt und ohne jeglichen Anflug von Liebe versucht, ihn ueber meinen Finger zu streifen. Nachdem ich aufgehoert hatte zu weinen und das Personal aufgrund meiner Hilfeschreie nach Mami und des nicht auhoeren wollenden Flehens angefangen hat, die liebe Annegret zu suchen, jedoch weit und breit nicht auffinden konnte, bin ich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht und halbtraumatisiert von der Folter an den Empfang gegangen, um meine Rechnung ueber ca. 750 Dollar (!) in Empfang zu nehmen. Mal sehen, wie lange es dauern wird, den Betrag von der Auslands-Reiseversicherung wiederzubekommen.

Ansonsten ist hier alles wunderbar. Ich bin gerade am ueberlegen am dran, ob ich meinen Aufenthalt hier verlaengere - was dann verbunden waere mit einer permanent residency - oder ob ich doch noch mal nach Neuseeland oder auch nach Irland gehe, was aber eher unwahrscheinlich ist und aus dem unstillbaren Fernweh resultiert, das mich seit ein paar Jahren fest im Griff hat. Definitiv moechte ich in den Norden Canadas gehen, also mache ich es evtl. dann so, dass ich (wie erwaehnt) eine PR beantrage und sobald ich sie erhalten habe, mich um Jobs im Norden kuemmere. Es kommt aber auch darauf an, was alles noch so auf mich zukommt. Viele meiner Kollegen - ich mit eingeschlossen, der der liebste von allen ist - wuerden mich gerne in einer hoeheren Position sehen, aber leider ist zur Zeit noch jede Stelle besetzt. Die Reservierungsleiterin - die mich 'liebt', aber ungefaehr so hoch wie breit ist und das auf nur circa 1,55 Meter verteilt - hat viele Kontakte im Yukon, insbesondere in der Provinz-Haupstadt Whitehorse und wuerde sehr gerne ihren dort ansaessigen Freunden einen Gefallen tun. ;-)
Aber das ist im Moment noch Zukunftsmusik, die eventuell, sollte ich mich entscheiden, hier zu bleiben, sowieso erst im naechsten Jahr richtig hoerbar wird.

Ich fuehle mich hier unglaublich wohl und habe, nach der riesigen familiaeren Enttaeuschung im letzten Jahr, endlich wieder die Gewissheit, am richtigen Platz zu sein. Natuerlich kommt es hin und wieder vor, dass ich an Koeln und die Heimat denke und diese, samt Freunden und Familie, vermisse, jedoch bin ich mir sicher, dass ich an nichts anderes denken koennte als an Canada, wuerde ich wieder nach Koeln ziehen.

In diesem Sinne schicke ich Euch die liebsten Gruesse nach Deutschland und bin immer froh, von Euch allen zu hoeren.

:-)

Januar 27, 2009

Scheiss Wetter

Es hat vor ca. 2 Wochen angefangen, als ich ploetzlich Halsschmerzen bekam. Viel dachte ich mir aber nicht dabei, denn die Staerke der Halsschmerzen schwankte wie ein Schiff auf hoher See. Der Nachtdienst, den ich zur Zeit schiebe, tut jedoch sein Uebriges, mein Immunsystem stets auf Sparflamme kochen zu lassen. Richtig schlimm wurde es aber mit der Temperaturveraenderung. War es vor ca. einer Woche mit 0 Grad C noch recht mild, fiel das Thermometer in den letzten Tagen wieder auf -30 Grad C. Da man in Canada keine Daunendecken kennt, friere ich dann auch im Bett mit meiner Wolldecke so vor mich hin.

Ich muss noch einen Nachtdienst durchhalten und dann habe ich erstmal zwei Tage frei, die ich wahrscheinlich im Bett verbringen darf. Das Gute ist aber, dass ich wahrscheinlich nicht mehr lange dieses Bett benutzen werde, denn heute hatte ich ein kurzes Telefongespraech mit Bud. Nach langem Hin und Her habe ich mich dazu durchgerungen, ihn anzurufen und einen Termin auszumachen. Ich musste ihn ohnehin anrufen, da ich meinen Masterkey mit in die Waescherei gegeben habe und nun einen neuen brauch'. Zum Glueck muss ich die $50 nicht bezahlen, die eigentlich faellig waeren. Wuhuu!
Ich wollte die Accomodation-Situation nicht am Telefon erlaeutern, zumal ich ja noch in der Wohnung war, als wir telefonierten, deshalb treffe ich ihn am Mittwoch. Er hatte aber wohl schon einen Clue, denn als er mich fragte, worum es denn ginge, gab er sich sofort selbst die Antwort.
In den restlichen zwei Tagen bis zum Gespraech macht er sich schon mal Gedanken, wo er mich unterbringen koennte. Ich kann es wirklich kaum erwarten, endlich auszuziehen! Das ist ein Gefuehl wie Weihnachten...

Letzten Samstag sind Katrin, Annette (Restaurant Manager) und ich nach Lake Louise gefahren, denn dort fand das alljaehrliche "Ice Sculptur Festival" statt. Die ca. 45-minuetige Fahrt dorthin allein ist schon ein Traum, entlang der schneebedeckten Rocky Mountains, die majestaetisch den Horizont verdecken.

Das weltberuehmte Chateau Lake Louise hatte ich mir persoenlich (Katrin und Annette sind aber gleicher Meinung) aber romantischer und erhabener vorgestellt, denn in Wirklichkeit sieht es meiner Meinung nach wie ein grosses Feuerwehrgebaeude aus, und ohne den Lake Louise - der nach Prinzessin Louise Caroline Alberta, einer Tochter von der britischen Koenigin Victoria benannt ist -, haette das Hotel auch keine Daseinsberechtigung. Abgesehen vom gleichnamigen Skigebiet gibt es naemlich, ausser der beeindruckenden Landschaft, keine Attraktivitaeten, die die Menschen Jahr fuer Jahr dorthin ziehen wuerden. Der See war natuerlich zugefroren und unter einer Schneedecke versteckt, im Sommer strahlt er aber tuerkisblau in seiner ganzen Pracht und das ist dann auch die Zeit, in der es von (japanischen) Touristen wimmelt, die busweise angerollt kommen. Photos gibt es bald zu sichten.

Januar 13, 2009

Andere Laender...

Warnung!!

Es koennte sein, dass beim Lesen dieses Beitrags ein schleichendes Wuergegefuehl zum Vorschein tritt. Sagt also nachher nicht, ich haette Euch nicht gewarnt.

Ich lebe hier ja bekannterweise mit 4 Philippinos zusammen, die - bis auf einen - auch allesamt nett sind. Mit einem - Ariel - teile ich ein Zimmer. Er ist ingesamt der ruhigste von allen, haengt er doch, wenn er nicht arbeitet, an seinem Laptop und telefoniert entweder ca. 25h am Tag mit seiner Familie oder guckt irgendwelche basslastigen Filme oder hoert Hip Hop, der jeden Masseur nutzlos macht.

Dann gibt es noch Alfie, einen PC-besessenen Nerd, der alles witzig findet, solange er nicht involviert ist und zudem neugierier ist als meine Mami und meine kleine Schwester combined. ;-)
Anfangs fand ich es noch angenehm, zeigte er doch Interesse in meiner Person, jedoch, nun ja, uebertreibt er es manchmal mit seinen Fragen.
Alfie teilt sich ein Zimmer mit Arwin (?). Dieser wiederum ist so ziemlich jeden Tag besoffen, wenn er das mal nicht ist, arbeitet er womoeglich. Nichtsdestotrotz ist er sehr nett. Er hat auch Familie back home - eine Frau und eine Tochter -, wirft aber mal gerne in regelmaessigen Abstaenden die Aussage in den Raum, wie gerne er doch jetzt eine (also irgendeine, ganz bestimmt nicht seine!) Frau hier in der Wohnung haette und wieviel Spass wir dann zusammen haetten. Aaaaaha.

Wie dem auch sei, als letztes haetten wir dann noch Arvin (?), der ein Zimmer fuer sich hat, dieser lucky motherfucker. Arvin ist ganz nett zu mir, aber irgendwie habe ich bei ihm das Gefuehl, als wuerde es des oefteren um mich gehen, wenn sie alle mal wieder philippinisch miteinander sprechen. Ob das so ist, weiss ich natuerlich nicht.

Soviel erst einmal zur kleinen Introduction meiner Mitbewohner. Was mich aber seit geraumer Zeit einfach nur anwidert, ist die Tatsache, dass sich die Ess- und Lebensgewohnheiten derer der westlichen Zivisilation, nun ja, gewaltig unterscheiden.

Wenn ich z.Z. morgens vom Nachtdienst nach Hause komme und sich ein Teil meiner Kollegen im Badezimmer fertig macht, hoert man die 3 Minuten lang erstmal ein Wuergegeraeusch, das nur durch das Ausspucken des eben Hochgewuergten unterbrochen wird. Ihr muesst Euch das so vorstellen, als waere Euch richtig schlecht und ihr steckt Euch den Finger in den Hals, aber es kommt leider nichts hoch. Das ist dann der Zeitpunkt, in dem ich, sollte ich es puenktlich geschafft haben, mir meine Kopfhoerer auf'n Kopp setzte und mich mit Musik oder was auch immer ich am schnellsten anmachen kann, berieseln lasse.
Nach dem Wuergegeraeusch wird dann die Nase geputzt, was ja eigentlich nicht weiter erwaehnenswert ist. EIGENTLICH!
Vielen von Euch kommt bestimmt das Wort Bauernrotzen noch bekannt vor (auch bekannt als Fussballerrotzen). Ich weiss nicht, ob man Klopapier oder Taschentuecher dadurch sparen moechte, aber anstatt eben solche durchaus gaengigen Alternativen zu seiner Nase zu fuehren, wird direkt ins Waschbecken oder - je nachdem, wie dringlich es ist - in die Dusche gerotzt. Erwaehnenswert ist aber noch die Tatsache, dass die Taschentuecher hier soo duenn sind, dass man 3 auf einmal benutzten muss, um eins mit normaler Dicke zu erhalten. Denn sollte man nur eins benutzen, kann man auch direkt in seine Hand rotzen.

Beim Pinkeln verhaelt es sich aehnlich. Hier wird nicht zielstrebig gepisst, sondern anscheinend dem Schwengel freien Lauf gelassen. Letztendlich macht es keinen Unterschied, ob der Deckel oben oder unten ist. Dementsprechend versifft sieht das ganze Badezimmer auch aus. Ich mache die Toilette so ca. 2-4 mal am Tag sauber, je nachdem, wie oft ich... naja, ihr wisst schon. ;-)

Wenn gegessen wird - Reis wird zu jedem Gericht serviert -, kommt selten Besteck mit ins Spiel, denn da der Reis ja so schoen zusammenpappt und ohne Sauce gegessen wird, bleiben die Haende ja relativ sauber, ausser natuerlich es werden Chicken Wings (wie vorhin) serviert, da bleibt dann gerne schonmal die Haelfte des Haehnchens an den Haenden kleben. Dass geschmatzt wird als gaebe es kein morgen, brauche ich wahrscheinlich gar nicht mehr erwaehnen.

Es gibt in den Philippinen so 'ne Art Traditionsfisch, der getrocknet gekauft wird und dann nur noch in der Pfanne angebraten werden muss. Er hat die ungefaehre Groesse von zwei Sardinen und schmeckt echt ganz gut, wie eigentlich - ernsthaft - alles, was hier gekocht wird, jedoch ist er sehr salzig und stinkt sowas von abartig in der Zubereitung, dass man hier im Wohnbereich nackt rumlaufen sollte, damit die Kleidung nicht riecht wie die von Herrn Iglo.
Eben hat man mich angeguckt, als sei ich ein Geist, nachdem ich mal das Fenster ein kleines Stueck aufgemacht habe, so als wuerde sich jeder fragen, was der Grund sei...

Wenn alle fertig aufgegessen haben, wird das Geschirr erst mal stehen gelassen, damit der Schmutz auch die Moeglichkeit bekommt, fest anzupappen. Alfie raeuspert alle 30 Sekunden bis 1 Minute seinen Hals, was mich jedesmal wahnsinnig macht, denn beim Wuergen (was Arwin nach dem Essen macht) kann man sich sicher sein, dass es nach ein paar Minuten vorbei ist (normalerweise reicht ein 3-minuetiges Lied, um dem Rotz-und-Wuerg-Canon zu entfliehen), Alfie's Raeuspern dauert aber gerne mal so 1-2 Stunden und, da kann man seine Hand fuer ins Feuer legen, faengt ein paar Sekunden nach dem Essenan. Und wenn ich 'raeuspern' sage, meine ich kein 'Frosch-im-Hals-Raeuspern', sondern eher ein 'Chicken-Wing-im-Hals-Raeuspern'.

Der Boden im Wohn- und Badezimmer ist sowas von ekelhaft dreckig, weswegen hier - verstaendlicherweise - alle Schlappen, also Sandalen anhaben. Damit mein Wohlbefinden auch keinerlei Besserung erhaelt, geben sich auch alle aeusserste Muehe, jeden Schritt so laut wie moeglich auszufuehren, da einfach keine Ruecksicht auf andere hier in dieser Wohnung genommen wird. Die einzige Ausnahme ist da aber wirklich mein Zimmergenosse Ariel, der generell schon Ruecksicht nimmt, wenn ich im Zimmer bin und er das 325.000-mal am Tag mit seiner Frau telefoniert.

Katrin, meine Kollegin vom Front Desk, regt sich jedesmal darueber auf, dass in der Staff Cafeteria zum groessten Teil philippinisch oder japanisch gesprochen wird, selbst wenn Canadier oder Kollegen anderer Nationen mit am Tisch sitzen. Wir beide reden immer englisch, sogar meistens dann, wenn wir uns alleine unterhalten und insbesondere dann, wenn Nicht-Deutsche mit dabei sind. Ist halt alles eine Frage des Respekts. Immerhin bekomme ich von allen Nicht-Philippinos ein Beileid ausgesprochen, sobald sie erfahren, mit wem ich zusammen wohne. Ich moechte wirklich so schnell wie moeglich hier raus. Wahrscheinlich kann Katrin mir da auch behilflich sein, denn ich gehe nur ungern zum Human Resources Manager, um ihm von meiner Misere zu erzaehlen und vor allem, warum ich nicht mehr dort wohnen will, denn, das ist nunmal das Problem, im Grunde genommen sind meine Mitbewohner nett...

MFG
Sebastian
:-)

Januar 02, 2009

Sylvester

Eigentlich wollte ich ja nicht viel machen, da ich am naechsten Tag um 07:00 Uhr arbeiten musste. Katrin, J.P. und ich hatten vor, ein bisschen was zu trinken (die beiden mussten ebenfalls morgens wieder arbeiten) und dann nicht allzu spaet ins Bett zu gehen. Katrin rief dann aber an und fragte mich, ob wir nicht zu Kelly's Place gehen wollen, da wohl fast alle dort sind. Naja, zumindest die coolen Leute aus dem Hotel. :-D

Dort angekommen wurde ich von der besoffenen Kelly auch schon springend empfangen und hatte nach ca. 5 Sekunden ein Bier in der Hand. So muss das sein! ;-)
Letzteres floss in Stroemen und Kelly war natuerlich, wie immer, nach 30 Minuten voellig wasted. Nach und nach kamen immer mehr Leute, z.T. nach dem Dienst, in die Wohnung, die sich dann schnell fuellte. Leider mussten ein paar Leute, mit denen ich gerne gefeiert haette, arbeiten, denn im Hotel hatten wir fuer die Gaeste einen Ball organisiert.



Nach diesem Video, das zeigt, wie Kelly nach 2-3 Bieren so leibt und lebt, mussten Katrin und ich dann mit ihr ein paar shots exen. Bei Tequila z.B. waere das ja nicht allzu schlimm gewesen, jedoch hatte Kelly nur Amaretto da. Yack! Katrin und ich hatten kleine Probleme, das Zeug runter zu bekommen, einfach, weil es so suess ist, aber Kelly konnte das mal gar nicht verstehen. Wahrscheinlich lag es an ihrem Alkohollevel. :-)

Gegen 23:45 Uhr sind wir dann alle in Richtung 'Banff Avenue' gegangen, die voellig ueberfuellt war. <<Wo kommen die denn alle her?>>, dachte wohl jeder. Die Polizei war auch verstaerkt aufzufinden, was mich doch etwas beunruhigte, da ich mein Bier mit nach draussen genommen hatte, was hier in Canada ja streng verboten ist.

Auf dem 'Tunnel Mountain' gab's dann das (relativ kurze) Feuerwerk, was vielleicht nicht ganz so pompoes war wie das in Sydney, aber zumindest im angetrunkenen Zustand doch noch einiges hergemacht hat.

Gegen 00:30 Uhr sind Katrin, J.P. und ich dann alle nach Hause gegangen, jedoch war die gefuehlte Haelfte aller Philippinos da, was das einschlafen doch etwas erschwert hat. Alles in allem war es definitiv ein lustiger Abend.

Viele Gruesse
Sebastian
:-)

Dezember 26, 2008

Endlich

Heute war so ein richtig schoener Arbeitstag. Es war ziemlich busy, da wir viele Check-Outs und noch mehr Check-Ins hatten. Ich hatte mal wieder die Ehre, mit dem Empfangschef zu arbeiten und das ist immer saulustig mit ihm. Ich denke, er arbeitet einfach zu lange dort, denn ihn koennen Gaeste und das Telefon - bzw. die Kombination von beidem - soo leicht zur Weissglut bringen, dass es eine wahre Freude ist, ihn dabei zu beobachten.

Heute aber kam eine richtig nette (feine) Dame zum Empfang, die einchecken wollte. Dummerweise konnten wir sie noch nicht auf's Zimmer verfrachten, da wir am vorherigen Tag fast ausgebucht waren, viele fruehe Anreisen hatten und vorallem generell alle total inkompetent sind.
Ich sagte ihr dann freundlichst, dass es noch ca. 1-2 Stunden dauern wuerde, bis ihre beiden Zimmer fertig waeren, worauf sie darauf bestand, dass ich tout de suite das HSK anrufe, um nachzufragen, wie es um ihre Zimmer stuende, was ich dann auch tat.
Meine liebe Kollegin vom Housekeeping sagte mir dann, als sie zurueckrief, es wuerde noch dauern, was ich dem Gast dann weitergab.

Long story short:
Die nette Dame hat dann behauptet, ich haette das HSK nie angerufen, ich waere sehr unfreundlich, meine Stimme waere so unangenehm laut, dass es ihren Magen umdrehen laesst, (aha) Art sei sarkastisch und aufgrund seiner sarkastischen Art wuerde er meine wiederum unfreundliche Attitute nicht bemerken. Er hat dann in einem unueberlegten Augenblick naiverweise geantwort, dass sich in den ganzen Wochen noch nie einer ueber mich beschwert haette, sondern genau das Gegenteil der Fall waere.

Als sie mich fragte, ob ich Deutscher waere, hat sie sich dann auch noch angewidert weggedreht. Natuerlich wollte sie den General Manager sehen, der natuerlich nicht da war. Wir haben ihr dann Stift und Papier gegeben, um uns von ihr jegliche Kompetenzen abschreiben zu lassen, hehe. Herrlich! Ich liebe es.

Was mich aber innerlich lachen laesst ist die Tatsache, dass heute Katrin und Felix Spaetdienst haben und sie dann von diesen beiden eingecheckt wird. Warum?
Sie kommen beide aus Deutschland. :-D

Gruss
Sebastian
:-)