Juni 06, 2009

Berührungsängste und jazzige Geschichten


Ich hatte vor ein paar Tagen ein (unfreiwilliges) Date mit einer ehemaligen Kollegin, aus dem mich mein lieber Tas befreien musste.

Aber von Anfang an:
Vor ein paar Wochen hatte eine Kollegin aus der Reservierung nach nur ca. zweimonatiger Beschaeftigung gekuendigt, und vor ein paar Tagen kam sie ein letztes Mal ins Hotel, um ihre Sachen zu holen etc. Ich fragte sie, als sie am Front Desk stand, warum sie so aus dem Blauen heraus gekuendigt hat, jedoch konnte (oder wollte) sie mir zu diesem Zeitpunkt keine Antwort geben und meinte indes, dass man das ja bei einem Bierchen besprechen koenne.

Ich mir (unschuldig und evtl. auch naiv, wie ich nunmal bin) nichts dabei gedacht und so, nachdem sie letztens eine sms bzgl. eines Treffens am selbigen Tag schrieb, antwortete ich ihr sodann, dass wir es ja am Dienstag machen koennten, denn da haette ich, nach dem Nachtdienst, frei.

Als ich so gegen 15:00 Uhr von irgendwelchen plaerrenden Voegeln aus dem Schlaf gerissen wurde, schrieb ich ihr und kurz darauf haben wir uns dann im St. James Gate, einem irischen Pub, getroffen. Vorsichtshalber (ganz so naiv bin ich dann doch nicht) hatte ich vorher aber schon Tas angerufen, um ihn zu bitten, mich so gegen 21:00 Uhr mal anzuklingeln (er hat an dem Tag seine Eltern aus Calgary abgeholt), damit ich, im Falle einer auftretenden Panikattacke, sagen koennte, dass Tas mich seinen Eltern vorstellen moechte. Ganz so schwul, wie sich das lesen mag, sind wir aber dann doch nicht. Der Bengel ist aber leider nicht rangegangen...

Nun ja, im Pub haben wir dann ein paar Bier (zuviel) getrunken, was gerade mir schnell in den Kopf stieg, denn fuer mich war es ja sozusagen erst Morgen und das Bier kam einem extravagaganten Fruehshoppen gleich.
Heidi, so ihr typisch canadischer Name, kann aber trinken wie ein Pferd und dementsprechend hat sich das Ganze dann quaelend lang hingezogen. Ich merkte aber schnell, dass das Treffen fuer sie eine andere Bedeutung als fuer mich hat und gegen 19:30 Uhr kam dann der Schock, als sie ihre Lippen zu den Worten formte:"So, what are we gonna do next?"

Da es fuer das Lemon-Law-Gesetz schon reichlich zu spaet war und ich auch nicht so einfach "nothing with you" sagen konnte, durfte ich dann noch mit ihr auf ein Arts-Festival im lokalen Banff Center gehen. Vorher erzaehlte ich ihr dann aber noch schnell die Geschichte von Tas' Eltern und habe ihn daraufhin auch gleich angerufen. Anfangs war er etwas verwirrt, hat aber dann schnell geschaltet und gemerkt, dass er einen Freund in Not retten muss. Maenner verstehen sich auch gerne mal ohne viel Worte.

In der Pause vom Programm (das wirklich kuhl war, spoken word in Begleitung von jazzlastiger Musik, die zum Trinken und zum Rauchen anregt, was beides aber nicht moeglich war) bekam ich dann die Frage an den Kopf geschmissen, ob ich nicht weitertrinken moechte und wir wieder in die "Stadt" gesehen sollen. Ich tat mir auf der Stelle leid und sogleich brach mir auch foermlich der Schweiss aus, meine Atmung hatte kleinere, schmerzhafte Aussetzer und mir blieb nichts anderes uebrig, als Tas anzurufen, dessen Plan es war, mich im Banff Center (wo wir zum Zeitpunkt ja noch waren) abzuholen. Natuerlich ging er wieder nicht ran, denn sein guter Vater musste dringends die Rocky Mountains traenken. Gluecklicherweise hat er aber zurueckgerufen und gesagt, dass es noch ein bisschen laenger dauern wird, was mich fast zum Nervenzusammenbruch und unkontrollierbarem Heulen getrieben haette.

Nach einem sehr anstrengenden Spaziergang durch den Wald und am Friedhof vorbei (wo ich schon meinen Namen auf einem Grab erkennen konnte), kamen wir im Staedtchen an und gingen als naechstes ins Elk & Oarsman, wo ich mir aus einem Cocktail aus Frust, Zwang und Angst heraus dann noch ein Bier in den Rachen schuetten musste. Als ich dann endlich mein Handy klingen hoerte (ein goettlicher Sound), war ich voller (Vor)Freude, dass dem schrecklichen Abend ein baldiges Ende bevorstehen wuerde. Doch dann passierte das Unvorhergesehene, das eigentlich nur in schlechten Horrorfilmen passiert: Mein Akku ging leer...

Ich dachte, dies waere alles ein schlechter Witz und habe mich noch nie so hilflos und ausgesetzt gefuehlt. Heidi bot mir aber freundlichweise dann ihr Telefon zur Rettung weiterer sinnlosen Gespraeche und Lobeshymnen auf meine Person an. Also schnell die Nummer des Hotels gewaehlt, nach Tas' Nummer gefragt und diesen angerufen. Er wiederum wusste nicht, ob er mich wirklich noch retten muss (wahrscheinlich wollte er sich aber nur in meiner Misere baden) oder ob ich schon vergewaltigt im Bett liege und nicht gestoert werden will. Versucht mal, jemandem klarzumachen, dass er tout de suite kommen und Dich retten soll, wenn das "Date" direkt gegenueber sitzt...

Ich habe mich aber noch NIE so gefreut, Tassilo zu sehen und er wusste auch (ohne direkte Absprache) genau, was er zu sagen hat. Draussen angekommen, in unendlicher Freiheit, hat sich Heidi fuer den wunderschoenen Tag bedankt und mich dann noch liebevoll umarmt. Zum Glueck kam es nicht zur denkbar unangenehmsten Abschiedssituation, wo man sich fragt:" Soll ich sie / ihn jetzt noch kuessen oder nicht..."

Ein Tag spaeter kam dann auch ein neuer txt von ihr mit den Worten:"Yesterday was fun! Maybe we can go 4 a walk & coffees this week. Something with less beer, I'm struggling today. lol "

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