Januar 13, 2009

Andere Laender...

Warnung!!

Es koennte sein, dass beim Lesen dieses Beitrags ein schleichendes Wuergegefuehl zum Vorschein tritt. Sagt also nachher nicht, ich haette Euch nicht gewarnt.

Ich lebe hier ja bekannterweise mit 4 Philippinos zusammen, die - bis auf einen - auch allesamt nett sind. Mit einem - Ariel - teile ich ein Zimmer. Er ist ingesamt der ruhigste von allen, haengt er doch, wenn er nicht arbeitet, an seinem Laptop und telefoniert entweder ca. 25h am Tag mit seiner Familie oder guckt irgendwelche basslastigen Filme oder hoert Hip Hop, der jeden Masseur nutzlos macht.

Dann gibt es noch Alfie, einen PC-besessenen Nerd, der alles witzig findet, solange er nicht involviert ist und zudem neugierier ist als meine Mami und meine kleine Schwester combined. ;-)
Anfangs fand ich es noch angenehm, zeigte er doch Interesse in meiner Person, jedoch, nun ja, uebertreibt er es manchmal mit seinen Fragen.
Alfie teilt sich ein Zimmer mit Arwin (?). Dieser wiederum ist so ziemlich jeden Tag besoffen, wenn er das mal nicht ist, arbeitet er womoeglich. Nichtsdestotrotz ist er sehr nett. Er hat auch Familie back home - eine Frau und eine Tochter -, wirft aber mal gerne in regelmaessigen Abstaenden die Aussage in den Raum, wie gerne er doch jetzt eine (also irgendeine, ganz bestimmt nicht seine!) Frau hier in der Wohnung haette und wieviel Spass wir dann zusammen haetten. Aaaaaha.

Wie dem auch sei, als letztes haetten wir dann noch Arvin (?), der ein Zimmer fuer sich hat, dieser lucky motherfucker. Arvin ist ganz nett zu mir, aber irgendwie habe ich bei ihm das Gefuehl, als wuerde es des oefteren um mich gehen, wenn sie alle mal wieder philippinisch miteinander sprechen. Ob das so ist, weiss ich natuerlich nicht.

Soviel erst einmal zur kleinen Introduction meiner Mitbewohner. Was mich aber seit geraumer Zeit einfach nur anwidert, ist die Tatsache, dass sich die Ess- und Lebensgewohnheiten derer der westlichen Zivisilation, nun ja, gewaltig unterscheiden.

Wenn ich z.Z. morgens vom Nachtdienst nach Hause komme und sich ein Teil meiner Kollegen im Badezimmer fertig macht, hoert man die 3 Minuten lang erstmal ein Wuergegeraeusch, das nur durch das Ausspucken des eben Hochgewuergten unterbrochen wird. Ihr muesst Euch das so vorstellen, als waere Euch richtig schlecht und ihr steckt Euch den Finger in den Hals, aber es kommt leider nichts hoch. Das ist dann der Zeitpunkt, in dem ich, sollte ich es puenktlich geschafft haben, mir meine Kopfhoerer auf'n Kopp setzte und mich mit Musik oder was auch immer ich am schnellsten anmachen kann, berieseln lasse.
Nach dem Wuergegeraeusch wird dann die Nase geputzt, was ja eigentlich nicht weiter erwaehnenswert ist. EIGENTLICH!
Vielen von Euch kommt bestimmt das Wort Bauernrotzen noch bekannt vor (auch bekannt als Fussballerrotzen). Ich weiss nicht, ob man Klopapier oder Taschentuecher dadurch sparen moechte, aber anstatt eben solche durchaus gaengigen Alternativen zu seiner Nase zu fuehren, wird direkt ins Waschbecken oder - je nachdem, wie dringlich es ist - in die Dusche gerotzt. Erwaehnenswert ist aber noch die Tatsache, dass die Taschentuecher hier soo duenn sind, dass man 3 auf einmal benutzten muss, um eins mit normaler Dicke zu erhalten. Denn sollte man nur eins benutzen, kann man auch direkt in seine Hand rotzen.

Beim Pinkeln verhaelt es sich aehnlich. Hier wird nicht zielstrebig gepisst, sondern anscheinend dem Schwengel freien Lauf gelassen. Letztendlich macht es keinen Unterschied, ob der Deckel oben oder unten ist. Dementsprechend versifft sieht das ganze Badezimmer auch aus. Ich mache die Toilette so ca. 2-4 mal am Tag sauber, je nachdem, wie oft ich... naja, ihr wisst schon. ;-)

Wenn gegessen wird - Reis wird zu jedem Gericht serviert -, kommt selten Besteck mit ins Spiel, denn da der Reis ja so schoen zusammenpappt und ohne Sauce gegessen wird, bleiben die Haende ja relativ sauber, ausser natuerlich es werden Chicken Wings (wie vorhin) serviert, da bleibt dann gerne schonmal die Haelfte des Haehnchens an den Haenden kleben. Dass geschmatzt wird als gaebe es kein morgen, brauche ich wahrscheinlich gar nicht mehr erwaehnen.

Es gibt in den Philippinen so 'ne Art Traditionsfisch, der getrocknet gekauft wird und dann nur noch in der Pfanne angebraten werden muss. Er hat die ungefaehre Groesse von zwei Sardinen und schmeckt echt ganz gut, wie eigentlich - ernsthaft - alles, was hier gekocht wird, jedoch ist er sehr salzig und stinkt sowas von abartig in der Zubereitung, dass man hier im Wohnbereich nackt rumlaufen sollte, damit die Kleidung nicht riecht wie die von Herrn Iglo.
Eben hat man mich angeguckt, als sei ich ein Geist, nachdem ich mal das Fenster ein kleines Stueck aufgemacht habe, so als wuerde sich jeder fragen, was der Grund sei...

Wenn alle fertig aufgegessen haben, wird das Geschirr erst mal stehen gelassen, damit der Schmutz auch die Moeglichkeit bekommt, fest anzupappen. Alfie raeuspert alle 30 Sekunden bis 1 Minute seinen Hals, was mich jedesmal wahnsinnig macht, denn beim Wuergen (was Arwin nach dem Essen macht) kann man sich sicher sein, dass es nach ein paar Minuten vorbei ist (normalerweise reicht ein 3-minuetiges Lied, um dem Rotz-und-Wuerg-Canon zu entfliehen), Alfie's Raeuspern dauert aber gerne mal so 1-2 Stunden und, da kann man seine Hand fuer ins Feuer legen, faengt ein paar Sekunden nach dem Essenan. Und wenn ich 'raeuspern' sage, meine ich kein 'Frosch-im-Hals-Raeuspern', sondern eher ein 'Chicken-Wing-im-Hals-Raeuspern'.

Der Boden im Wohn- und Badezimmer ist sowas von ekelhaft dreckig, weswegen hier - verstaendlicherweise - alle Schlappen, also Sandalen anhaben. Damit mein Wohlbefinden auch keinerlei Besserung erhaelt, geben sich auch alle aeusserste Muehe, jeden Schritt so laut wie moeglich auszufuehren, da einfach keine Ruecksicht auf andere hier in dieser Wohnung genommen wird. Die einzige Ausnahme ist da aber wirklich mein Zimmergenosse Ariel, der generell schon Ruecksicht nimmt, wenn ich im Zimmer bin und er das 325.000-mal am Tag mit seiner Frau telefoniert.

Katrin, meine Kollegin vom Front Desk, regt sich jedesmal darueber auf, dass in der Staff Cafeteria zum groessten Teil philippinisch oder japanisch gesprochen wird, selbst wenn Canadier oder Kollegen anderer Nationen mit am Tisch sitzen. Wir beide reden immer englisch, sogar meistens dann, wenn wir uns alleine unterhalten und insbesondere dann, wenn Nicht-Deutsche mit dabei sind. Ist halt alles eine Frage des Respekts. Immerhin bekomme ich von allen Nicht-Philippinos ein Beileid ausgesprochen, sobald sie erfahren, mit wem ich zusammen wohne. Ich moechte wirklich so schnell wie moeglich hier raus. Wahrscheinlich kann Katrin mir da auch behilflich sein, denn ich gehe nur ungern zum Human Resources Manager, um ihm von meiner Misere zu erzaehlen und vor allem, warum ich nicht mehr dort wohnen will, denn, das ist nunmal das Problem, im Grunde genommen sind meine Mitbewohner nett...

MFG
Sebastian
:-)

2 Kommentare:

Simon hat gesagt…

wie krass, hört sich an wie ne studenten-butze - nur noch viel schlimmer. ich würd auch versuchen da raus zu kommen. viel glück beim dogbert (evil director of human resources) :-)

fabisaakinga hat gesagt…

Ui mann,
das Rotzen kenn ich aus Shanghai, die Chinesen sind auch nicht schlecht darin! :-)